Sitzung: 25.06.2019 Kreistag
Beschluss: Mehrheitlich zugestimmt
Abstimmung: Ja: 25, Nein: 13, Enthaltungen: 11
Herr Dr. Pech erläutert den
Antrag und nimmt Bezug, dass seit 1946 der 1. September als Weltfriedenstag
begangen werde, der seinen Ausgangspunkt mit dem Überfall der deutschen
Wehrmacht auf Polen habe. Nach jahrelanger Irritation habe sich inzwischen die
Zusammenarbeit zwischen den polnischen und deutschen Landkreisen gut
entwickelt. Und es wäre Sache des Kreistages des Landkreises Oder-Spree, die
Entwicklung zu fördern und das Herangehen auch in der Verantwortung vor der
Geschichte zu unterstreichen.
Der Antrag biete in der
Ausgestaltung einen großen Raum und wäre ein Zeichen für die Menschen auf der
anderen Seite der Oder, dass man sich der Verantwortung bewusst sei.
Frau Kaethner (Fraktion AfD)
ergänzt ihren unter TOP 3 gehaltenen Beitrag und äußert ein Befremden zu dem
Antrag und den diesbezüglichen Ausführungen des Landrates im Geschäftsbericht.
Es werde von 70 Jahren Grundgesetz gesprochen und die DDR-Zeit völlig
ausgeblendet. Die fünf neuen Bundesländer seien jedoch geprägt von der Politik
der DDR. Es sei nicht angemessen, unter diesen Umständen u. a. über 70 Jahre
Grundgesetz zu sprechen.
Herr Beier, Abgeordneter der
NPD, bringt zum Ausdruck, dass er die damaligen Ereignisse des 1. September aus
einem anderen Blickwinkel betrachte und die Vorgeschichte ausgeblendet werde.
Jedoch befürworte er eine
freundschaftliche Beziehung zu Polen.
Herr Opitz (Fraktion
FDP/B-J-A/BVFO) bittet, anstatt von Jahrestagsfeiern einen Sachaustausch
durchzuführen. Als Beispiel benennt er die beiden großen Soldatenfriedhöfe jenseits
der Oder, in Cybinka (deutsch: Ziebingen, niedersorbisch: Zebinki).
Hier fehlten sämtliche
Bronceplatten und Metallsterne, die kriminell veräußert wurden. Es wäre
wichtig, zu Ehren der gefallenen sowjetischen Soldaten auf polnischem Territorium
einen Gedankenaustausch anzuregen und die anstehenden Probleme aufzugreifen.
Herr Papendieck (Fraktion
SPD) äußert, dass er den Antrag unterstütze. In direkter Nachbarschaft zu Polen
müsse man dauerhaft Freundschaft pflegen, da zum damaligen Zeitpunkt viel Leid
auf beiden Seiten der Oder entstanden sei. Durch gemeinsames Gedenken und
gemeinsame Projekte könne an der Vergangenheit gearbeitet werden.
Frau Scheufele (Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen) betont, dass niemand in diesem Raum 80 Jahre alt sei und
über Erlebnisse aus dieser Zeit berichten könne. Sie befürworte Begegnungen und
Austausch mit dem Nachbarland Polen. Sie kenne einige Projekte und sei der
Auffassung, dass der Kreistag ein Zeichen setzen müsse und daher unterstütze
sie den Antrag.
Frau Dr. Böger (Fraktion DIE
LINKE.PIRATEN) erwidert die geschichtliche Argumentation von Herrn Beier. Man
wisse inzwischen, dass unwahre Nachrichten die Menschen aufhetzen bzw.
verunsichern sollen und man müsse vorsichtig sein, da geschickte Manipulation
auf der Tagesordnung stünde.
Herr Lindemann unterstreicht
den Antrag; es sei die konsequente Fortsetzung der freundschaftlichen
Beziehungen zu den Partnerlandkreisen in Polen. Es sei mühsam gewesen, den Weg
für eine Änderungskultur zu finden und sich mit der schwierigen Vergangenheit
auseinanderzusetzen. Aber das sei der Schlüssel zum Erfolg der Bundesrepublik
Deutschland. Er gebe auch zu bedenken, dass es als Zeichen gesehen werden
könne, wenn ein deutscher Landrat zu einem solchen Jahrestag zu einer Erinnerungsveranstaltung
einlädt und er schlage vor, mit den Partnern auf polnischer Seite über die
Organisation dieser Veranstaltung zu sprechen.
Herr Hamacher (Fraktion:
BVB/Freie Wähler) fragt nach, ob der Termin tatsächlich der 1. September sein
soll, da an diesem Tag auch die Landtagswahlen stattfinden.
Herr Dr. Pech und auch Herr
Dr. Berger antworten, dass der Termin noch offen sei und natürlich die Wahlen
Berücksichtigung finden werden.
Herr Dr. Berger bittet um
Abstimmung.