Betreff
Finanzielle Unterstützung der Kulturfabrik in Fürstenwalde - ausschließlich für Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeiten
Vorlage
4/SPD/CDU/.../2019
Art
Antrag

Beschlussvorschlag:

Der Kreistag beschließt, die Kulturfabrik in Fürstenwalde mit einmalig 40.000,00 Euro im Rahmen der Kulturförderung zu unterstützen.

Sachdarstellung:

Die soziokulturelle, gemeinnützige Tätigkeit der Kulturfabrik, die jährlich mit ihren Einrichtungen Parkklub, Museum Fürstenwalde, Kunstgalerie im Alten Rathaus, Frauenladen, Kinderladen, künstlerische Werkstätten und zentraler Veranstaltungsbereich mehr als 40.000 Besucher erreicht, wird seit Jahren größtenteils durch die Stadt Fürstenwalde, aber auch durch den Landkreis nachhaltig gefördert. Der Schwerpunkt der kreislichen Förderung liegt gegenwärtig bei den Zuwendungen für Personal- und Sachkosten in den Bereichen der Jugendhilfe (Kinderladen, Parkklub) und der Gleichstellungsarbeit (Frauenladen).

 

Im Unterschied zu den vorgenannten Zuwendungen entspricht die gegenwärtige Förderung für die Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit der Kulturfabrik - Antragstellung für jedes einzelne Projekt auf Basis einer Fehlbedarfsfinanzierung – nicht mehr den aktuellen Anforderungen und der rasch gewachsenen überregionalen Wirksamkeit ihrer Angebote. Die Zahl der Angebote hat sich in den letzten zehn Jahren auf heute 43 Veranstaltungen etwa verdoppelt. Und die Besucherzahl konnte von knapp 2.000 auf mehr als 6.000 erhöht werden. Gleichzeitig hat sich die überregionale Ausstrahlung der Kulturfabrik rasch erweitert. Es kann davon ausgegangen werden, dass neben den Besuchern aus Fürstenwalde (ca. 40%) inzwischen weitere 40% aus der Region LOS (besonders Storkow, Erkner und Beeskow) und ca. 20% aus Berlin und Umland sowie Frankfurt (Oder) stammen.

 

Dies ist ein Ergebnis enger Partnerschaft mit Brandenburger Theatern, wie den Uckermärkischen Bühnen Schwedt, der Wanderoper Brandenburg oder dem Poetenpack Potsdam, um den Besuchern regelmäßig interessante Inszenierungen vorstellen zu können. Im Musikkeller oder der Dachetage waren und sind engagierte und profilierte Vertreter der verschiedensten künstlerischen Gattungen und Genres – sowohl aus der Region als auch von internationalem Format – zu Gast. Dazu gehören Schriftsteller, wie Günter Wallraff, Wladimir Kaminer oder Deborah Feldmann, Sänger und Liedemacher, wie Konstantin Wecker, Katja Ebstein, Barbara Thalheim oder Karsten Troyke, bands wie Pankow, Die Seilschaft oder Keimzeit, Kabarettisten wie Uwe Steimle, Sedar Somuncu oder Lothar Bölck.

 

Darüber hinaus hat sich mit der Neugestaltung des Fürstenwalder Museums (2007) und der Übernahme der Trägerschaft für die Kunstgalerie Altes Rathaus die überregionale Bedeutsamkeit des Trägers Kulturfabrik wesentlich erweitert.

 

Erwähnt soll auch werden, dass das Museum Fürstenwalde, gefördert von der Stadt Fürstenwalde, neben der Stadtgeschichte die umfangreichste Sammlung von Regionalgeschichte (Kultur, Religion und Wirtschaft) des Landkreises Oder-Spree beinhaltet. Der Silberschatz von Fürstenwalde gehört zu den deutschlandweit bedeutendsten Zeugnissen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Darüber hinaus werden Exponate aus 10.000 Jahren Erd- und Urgeschichte präsentiert. Die Bennholdsche Geschiebesammlung ist eine der größten europäischen Sammlungen, die eindrucksvoll die geologische Gestaltung unserer Region im Zuge der letzten Eiszeit darstellt. Überregionale Bedeutung und Interesse dokumentieren auch hier die Besucherzahlen: von jährlich etwa 7.000 Besuchern (Durchschnitt der letzten drei Jahre) zählen in den tourismus-relevanten Monaten mehr als 60% Touristen, insbesondere aus dem Berliner Raum.

 

Das gilt auch für das Kunstmuseum, das auf eine 40-jährige Tradition verweisen kann, wobei im Mittelpunkt der Ausstellungstätigkeit vor allem Personalausstellungen Brandenburger Künstler aus allen Bereichen der bildenden Kunst stehen. Zu den überregional besonders beachteten Angeboten gehört die Tradition der Miniaturaustellungen. Zur letzten Ausstellung 2018 bewarben sich 250 Künstlerinnen und Künstler aus allen Teilen Deutschlands und aus insgesamt sechs Ländern. Die Kunstgalerie ist zugleich der Pflege des Nachlasses Gerhard Gossmann verpflichtet.

 

Trotz dieser Entwicklung blieben die Zuwendungen des Landkreises für diese Aufgaben in den letzten Jahren unverändert konstant und lagen im Durchschnitt bei insgesamt 14.000 Euro, die jeweils auf Antrag für einzelne Projektförderungen gewährt werden.

 

Bei der bisherigen Verfahrensweise müsste der künftige Zuwendungsbedarf für die Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit der Kulturfabrik durch dutzende Anträge für jeweils einzelne Projekte auf Basis der Fehlbedarfsfinanzierung beantragt und verwaltet werden. Der damit verbundene Verwaltungsaufwand ist jedoch bei den begrenzten personellen Kapazitäten des gemeinnützigen Trägers nicht mehr zu leisten. Berücksichtigt man darüber hinaus die zeitlichen Abläufe von der Einreichung des Antrags bis zur Förderung und der zwischenzeitlichen unsicheren finanziellen Situation bei der Planung von Projekten, so könnte ein Festkostenzuschuss die Effizienz der Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit wesentlich erhöhen.

 

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist auch, dass auf Grund der geforderten Erlöse durch die Eintrittskarten auf etablierte, namhafte Künstler mit einer Besuchermagnetwirkung zurückgegriffen wird. Um aber modern bzw. aktuell bei Veranstaltungen und Ausstellungen agieren zu können, sind Veranstaltungen auch mit noch nicht namhaften Künstlern, auch aus der Region, nicht nur wünschenswert, sondern auch unerlässlich.

 

Daher erscheint als effektive Variante einer nachhaltigen Förderung der weiteren Entwicklung des Veranstaltungs- und Ausstellungsbereichs der Kulturfabrik Fürstenwalde ein einmaliger Festkostenzuschuss in der Höhe von 40.000,00 Euro als angemessen. Gleichzeitig wird seitens der Kulturfabrik aber auf weitere Projektanträge für Veranstaltungen und Ausstellungen an den Landkreis Oder-Spree verzichtet. Auch dies möglicherweise eine Steigerung der Effizienz in der Bearbeitung von Projekten auf der Seite des Landkreises Oder-Spree.