Beschlussvorschlag:
Der Kreistag beschließt, die Kulturfabrik in Fürstenwalde
mit einmalig 40.000,00 Euro im Rahmen der Kulturförderung zu unterstützen.
Sachdarstellung:
Die
soziokulturelle, gemeinnützige Tätigkeit der Kulturfabrik, die jährlich mit
ihren Einrichtungen Parkklub, Museum Fürstenwalde, Kunstgalerie im Alten
Rathaus, Frauenladen, Kinderladen, künstlerische Werkstätten und zentraler
Veranstaltungsbereich mehr als 40.000 Besucher erreicht, wird seit Jahren
größtenteils durch die Stadt Fürstenwalde, aber auch durch den Landkreis
nachhaltig gefördert. Der Schwerpunkt der kreislichen Förderung liegt
gegenwärtig bei den Zuwendungen für Personal- und Sachkosten in den Bereichen
der Jugendhilfe (Kinderladen, Parkklub) und der Gleichstellungsarbeit
(Frauenladen).
Im
Unterschied zu den vorgenannten Zuwendungen entspricht die gegenwärtige
Förderung für die Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit der Kulturfabrik -
Antragstellung für jedes einzelne Projekt auf Basis einer
Fehlbedarfsfinanzierung – nicht mehr den aktuellen Anforderungen und der rasch
gewachsenen überregionalen Wirksamkeit ihrer Angebote. Die Zahl
der Angebote hat sich in den letzten zehn Jahren auf heute 43 Veranstaltungen
etwa verdoppelt. Und die Besucherzahl konnte von knapp 2.000 auf mehr als 6.000
erhöht werden. Gleichzeitig hat sich die überregionale Ausstrahlung der
Kulturfabrik rasch erweitert. Es kann davon ausgegangen werden, dass neben den
Besuchern aus Fürstenwalde (ca. 40%) inzwischen weitere 40% aus der Region LOS
(besonders Storkow, Erkner und Beeskow) und ca. 20% aus Berlin und Umland sowie
Frankfurt (Oder) stammen.
Dies
ist ein Ergebnis enger Partnerschaft mit Brandenburger Theatern, wie den
Uckermärkischen Bühnen Schwedt, der Wanderoper Brandenburg oder dem Poetenpack
Potsdam, um den Besuchern regelmäßig interessante Inszenierungen vorstellen zu
können. Im Musikkeller oder der Dachetage waren und sind engagierte und
profilierte Vertreter der verschiedensten künstlerischen Gattungen und Genres –
sowohl aus der Region als auch von internationalem Format – zu Gast. Dazu
gehören Schriftsteller, wie Günter Wallraff, Wladimir Kaminer oder Deborah
Feldmann, Sänger und Liedemacher, wie Konstantin Wecker, Katja Ebstein, Barbara
Thalheim oder Karsten Troyke, bands wie Pankow, Die Seilschaft oder Keimzeit,
Kabarettisten wie Uwe Steimle, Sedar Somuncu oder Lothar Bölck.
Darüber
hinaus hat sich mit der Neugestaltung des Fürstenwalder Museums (2007) und der
Übernahme der Trägerschaft für die Kunstgalerie Altes Rathaus die überregionale
Bedeutsamkeit des Trägers Kulturfabrik wesentlich erweitert.
Erwähnt
soll auch werden, dass das Museum Fürstenwalde, gefördert von der Stadt Fürstenwalde,
neben der Stadtgeschichte die umfangreichste Sammlung von Regionalgeschichte
(Kultur, Religion und Wirtschaft) des Landkreises Oder-Spree beinhaltet. Der
Silberschatz von Fürstenwalde gehört zu den deutschlandweit bedeutendsten
Zeugnissen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Darüber hinaus werden Exponate
aus 10.000 Jahren Erd- und Urgeschichte präsentiert. Die Bennholdsche
Geschiebesammlung ist eine der größten europäischen Sammlungen, die
eindrucksvoll die geologische Gestaltung unserer Region im Zuge der letzten
Eiszeit darstellt. Überregionale Bedeutung und Interesse dokumentieren auch
hier die Besucherzahlen: von jährlich etwa 7.000 Besuchern (Durchschnitt der
letzten drei Jahre) zählen in den tourismus-relevanten Monaten mehr als 60%
Touristen, insbesondere aus dem Berliner Raum.
Das
gilt auch für das Kunstmuseum, das auf eine 40-jährige Tradition verweisen
kann, wobei im Mittelpunkt der Ausstellungstätigkeit vor allem
Personalausstellungen Brandenburger Künstler aus allen Bereichen der bildenden
Kunst stehen. Zu den überregional besonders beachteten Angeboten gehört die
Tradition der Miniaturaustellungen. Zur letzten Ausstellung 2018 bewarben
sich 250 Künstlerinnen und Künstler aus allen Teilen Deutschlands und aus
insgesamt sechs Ländern. Die Kunstgalerie ist zugleich der Pflege des
Nachlasses Gerhard Gossmann verpflichtet.
Trotz
dieser Entwicklung blieben die Zuwendungen des Landkreises für diese Aufgaben
in den letzten Jahren unverändert konstant und lagen im Durchschnitt bei
insgesamt 14.000 Euro, die jeweils auf Antrag für einzelne Projektförderungen
gewährt werden.
Bei
der bisherigen Verfahrensweise müsste der künftige Zuwendungsbedarf für die
Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit der Kulturfabrik durch dutzende
Anträge für jeweils einzelne Projekte auf Basis der Fehlbedarfsfinanzierung
beantragt und verwaltet werden. Der damit verbundene Verwaltungsaufwand ist
jedoch bei den begrenzten personellen Kapazitäten des gemeinnützigen Trägers
nicht mehr zu leisten. Berücksichtigt man darüber hinaus die zeitlichen Abläufe
von der Einreichung des Antrags bis zur Förderung und der zwischenzeitlichen
unsicheren finanziellen Situation bei der Planung von Projekten, so könnte ein
Festkostenzuschuss die Effizienz der Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit
wesentlich erhöhen.
Ein
weiterer wesentlicher Aspekt ist auch, dass auf Grund der geforderten Erlöse
durch die Eintrittskarten auf etablierte, namhafte Künstler mit einer
Besuchermagnetwirkung zurückgegriffen wird. Um aber modern bzw. aktuell bei
Veranstaltungen und Ausstellungen agieren zu können, sind Veranstaltungen auch
mit noch nicht namhaften Künstlern, auch aus der Region, nicht nur
wünschenswert, sondern auch unerlässlich.
Daher
erscheint als effektive Variante einer nachhaltigen Förderung der weiteren
Entwicklung des Veranstaltungs- und Ausstellungsbereichs der Kulturfabrik
Fürstenwalde ein einmaliger Festkostenzuschuss in der Höhe von 40.000,00 Euro
als angemessen. Gleichzeitig wird seitens der Kulturfabrik aber auf weitere
Projektanträge für Veranstaltungen und Ausstellungen an den Landkreis Oder-Spree
verzichtet. Auch dies möglicherweise eine Steigerung der Effizienz in der Bearbeitung
von Projekten auf der Seite des Landkreises Oder-Spree.