Beschlussvorschlag:
1. Der Kreistag beschließt den Neubau einer IT-Zentrale mit folgenden Parametern:
1.1. Errichtung auf Flurstück 10/31 Flur 5 (rückwärtiger Bereich außerhalb des Gymnasiums s.
Anlage 1)
1.2. Stellfläche für 6 Stück 19 Zoll-Serverschränke, 1 Stück 19 Zoll Schrank Aktive
Komponenten, 1 Stück 19 Zoll Schrank Glasfaserverkabelung, 1 Stück 19 Zoll Schrank
Patchverkabelung, 2 reihige Aufstellung, Raumgröße ca. 6 x 12 Meter und Möglichkeit der
Aufstellung weiterer 19 Zoll-Schränke
.3. Einsatz geschlossener direkt gekühlter Serverschränke.
1.4. Die minimale Überbrückungszeit der Nennleistung bei Netzausfall beträgt 20 Minuten.
1.5. Die akzeptierte Nichtverfügbarkeit wird mit jährlich max. 24 Stunden angenommen(entspricht
einer Verfügbarkeit von 99,73 %).
1.6. Die Redundanz des Kühlsystems wird durch Klimasplitgeräte realisiert.
1.7. Einbau einer humanverträglichen Löschgasanlage
2. Der Kreistag beschließt gemäß § 5 Abs. 3 der Haushaltssatzung eine außerplanmäßige
Verpflichtungsermächtigung für 2010 in Höhe von 368.000 Euro.
Sachdarstellung:
Zurzeit ist die IT-Zentrale (Serverraum) der
Kreisverwaltung Oder-Spree in einem Kellerraum des Hauses A untergebracht. Dort
ist auch die Technik des Daten- und Telekommunikationssystems konzentriert. Mit
Ausnahme der IT-Systeme des Straßenverkehrsamtes werden die zentralen Dienste
und sämtliche Fachanwendungen von dort aus bereitgestellt.
Der Serverraum verfügt über eine Klimatisierung mit
drei Klimasplitanlagen, Brandmelde- und Zutrittskontrollsysteme und eine CO2-Löschanlage.
Die Technik ist in ihrem jetzigen Bestand über die letzten 16 Jahre in dem v.
g. Raum, der ursprünglich nur für die Telefonanlage vorgesehen war,
konzentriert worden. Die Stromversorgung, die Klimatisierung und das
Raumangebot haben durch die Weiterentwicklung der Technik und die damit
verbundene ständige Erhöhung des Leistungsbedarfs ihre Grenzen überschritten.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass ca. 70 Server im Netzwerk betrieben werden.
Diese Server sind in 19 Zoll-Schranksystemen installiert und werden je Schrank
durch unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) abgesichert.
Ein Betrieb in den vorhandenen Räumlichkeiten ist
aktuell nur möglich, weil seit dem Jahre 2007 Server virtualisiert werden.
Damit konnte die Zahl der erforderlichen physischen Server vermindert und die
Anzahl erforderlicher neuer Server begrenzt werden. Es existieren derzeit ca.
40 virtualisierte Systeme. Über die Virtualisierung lassen sich aber die
grundsätzlichen Probleme nicht lösen. Nicht alle Prozesse lassen sich
virtualisieren bzw. es kommt durch die Virtualisierung zu
Leistungseinschränkungen und Verlängerung der Rechenzeit.
Neben den v. g. Raum- und Klimatisierungsproblemen
lassen sich in den jetzigen Räumlichkeiten die Anforderungen des Brandschutzes
nur bedingt erfüllen. Die CO2-Löschanlage ist nicht human
verträglich (besondere Anforderungen an Feuerwehreinsätze) und entspricht auch
nicht mehr dem Stand der Technik.
Die v. g. Punkte waren für die Kreisverwaltung
Anlass, das Ingenieurbüro IBMU.de mit der Grundlagenermittlung und der
Erarbeitung von Lösungsvarianten zu beauftragen. Das Büro untersuchte insgesamt
acht mögliche Varianten, bei denen zuerst die Nutzung von Räumlichkeiten der
Kreisverwaltung im Vordergrund stand. Die Untersuchungen ergaben, das in den
vorhandenen Räumlichkeiten der Kreisverwaltung (hierbei wurden insbesondere die
Häuser A und N untersucht) die Anforderungen an eine moderne IT-Zentrale auf
Grund fehlender Flächen, Raumhöhen oder Sicherheitsmängeln nicht zu erfüllen
sind. Es wurde daraufhin vorgeschlagen, einen Neubau zu realisieren.
In der Leistungsphase 2 wurden grundsätzlich zwei
Varianten betrachtet.
Variante 1 – Neubau
Funktionen: -
technische Gebäudeausrüstung
- BHKW mit
Absorptionskälteanlage
- Prozessmodull
Variante 2 – Neubau
Funktionen: -
technische Gebäudeausrüstung
-
Prozessmodull
An die
Varianten 1 und 2 wurden jeweils folgende Anforderungen gestellt.
- IT-Zentrum Neubau auf Flurstück 10/31 Flur 5 (rückwärtiger Bereich
außerhalb des Gymnasiums)
- Planung und Bauausführung erfolgen in einem Bauabschnitt
- Stellfläche für 6 Stück 19 Zoll-Serverschränke, 1 Stück 19 Zoll
Schrank Aktive Komponenten, 1 Stück 19 Zoll Schrank Glasfaserverkabelung,
1 Stück 19 Zoll Schrank Patchverkabelung, 2 reihige Aufstellung, Raumgröße
ca. 6 x 12 Meter
- Zusätzlich ein Lagerraum (Mindestraumgröße 16 m²)
- Nennleistung auf der IT-Zentrumsfläche 50 kW
- Minimale Überbrückungszeit durch die Notstromversorgung bei
Nennleistung 20 Minuten
- Maximale akzeptierte jährliche Nichtverfügbarkeit: 24 Stunden
(entspricht einer Verfügbarkeit von › 99,73 %)
- Redundanz im Kühlsystem soll durch Direktverdampfungskühlgeräte
erzielt (Splitgeräte)
werden.
- Humanverträgliche Löschgasanlagen
Die Realisierung eines BHKWs wurde in der Variante
1 umfangreich untersucht. Hintergrund für diese Untersuchung war ein
energetisch sinnvolles Konzept für die Stromversorgung und einen möglicherweise
zu berücksichtigenden Neubau einer Rettungswache und dessen Wärmeversorgung.
Die Variante 1 BHKW mit Absorptionskälteanlage wurde aus folgenden Gründen
verworfen.
- Das BHKW muss eine relativ hohe Verfügbarkeit (95 %) haben.
- Wird das BHKW so ausgelegt, dass es
die gesamte Elektroenergie für den Betrieb des Rechenzentrums
liefert, entsteht ein nicht nutzbarer Wärmeüberschuss.
- Praxiserfahrungen zeigen, dass der BHKW-Betrieb mit relativ hohen
Kosten für Ersatzteile und Reparatur verbunden ist.
In der Variante 2 wurden dann drei weitere
Untervarianten geprüft.
a)
Warm- und Kaltgangeinhäusung
b)
Rückwandgekühlte offene Serverschränke
c)
geschlossene direkt gekühlte Serverschränke (DKS)
Nach umfangreichen Diskussionen und unter
Berücksichtigung der aktuellen technischen Situation wurde die Variante c (geschlossene
direktgekühlte Serverschränke) nicht nur wegen ihrer langfristigen
Kostenvorteile, sondern auch wegen der flexibleren und energieeffizienteren
Nutzung präferiert.
Für die Entscheidungsfindung ausschlaggebend waren
das energetische Konzept und die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit der
einzelnen Varianten.
Der wesentliche Anteil von Wärmeverlusten im
Rechenzentrum entsteht in folgenden Bereichen:
-
IT-Systemtechnik,
-
Wandler- und Speicherverluste in USV-Anlagen
und
-
sekundäre Wärmelasten von Außen.
Die wesentlichen Maßnahmen zur Minimierung sind der
Einsatz von IT-Systemen mit geringer Verlustleistung, von Kühlsystemen mit
hohem Wirkungsgrad, verlustarmen USV-Anlagen nach EN 6204-3, Trennung von
USV-Wandler- und Batterieanlage und Vermeidung von sekundären Wärmelasten mit
bautechnischen Maßnahmen.
Zur Optimierung der Batterielebensdauer ist
geplant, die Batterieräume bei 20 Grad Celsius Nenntemperatur zu betreiben, die
USV-Wandlerräume bei 25 Grad.
Die vorliegenden Kostenschätzungen berücksichtigen
bautechnische Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung äußerer und innerer
Wärmelasten. Bei den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zur Kühlung der
Prozessmodule (PM) wurden betrachtet (Anlage 2):
a)
ausschließliche Umluftkühlung mittels redundanter Umluftkühlgeräte (UKG),
vollständige freie Kühlung bis ca. 6 Grad
b)
direktgekühlte 19-Zoll-Serverschränke (DKS), im Redundanzfall Kühlung
durch UKG, vollständige freie Kühlung bis ca. 6 Grad
c)
direktgekühlte 19-Zoll-Serverschränke (DKS), im Redundanzfall Kühlung
durch UKG, vollständige freie Kühlung bis ca. 13 Grad
Die in der Anlage 2 dargestellte Berechnung der
Betriebskostendifferenz basiert für alle 3 Varianten auf den gleichen Annahmen
zu den Umgebungsbedingungen.
Das Ergebnis zeigt, dass die Variante c) zwar die
höchsten Investitionskosten aufweist, aber die günstigste Folgekostenbilanz bei
den Betriebskosten darstellt. Aus diesem Grund wurde diese Variante bei der
weiteren Umsetzungsphase der Leistungsphasen 3 und 4 präferiert.
In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass die
Variante c) das überlegene energetische Konzept darstellt.
Diese Variante bildet auch die Grundlage für die
Leistungsphasen 3 und 4 und dem vorliegenden Baubeschluss.
Den Schwerpunkt der
Baumaßnahme bildet das technische Konzept, dass anhand der wesentlichen
Kostengruppen dargestellt wird:
2.27 Kostengruppe 431 - Lüftungsanlagen
2.27.1 Lüftungsanlage - Humanlüftung
Standort für die zentrale Lüftungsanlage für alle
Räume mit Wärmerückgewinnung ist der Hausanschlussraum.
Für jeden Raum ist ein maximal 2-facher Luftwechsel
pro Stunde möglich, der entsprechend den Erfordernissen optimiert wird. Eine
separate, entsprechend dimensionierte Überdruckklappe ermöglicht den
Druckausgleich ins Freie beim Eintritt von Löschgas in den Serverraum.
2.28 Kostengruppe 434 - Kälteanlagen
2.28.1 Kaltwassererzeuger
Der Kaltwassererzeuger besteht aus:
- Kaltwasserzentrale, wassergekühlt,
Nennkälteleistung 65 kW
- Rückkühler als Freikühler, Standort Dach mit 6
Stck. Axialventilatoren
- Pufferspeicher, Wärmeüberträger, Pumpen,
Stellventile
Das Rückkühlwerk gewährleistet ab einer
Außenlufttemperatur von ca. ≤ 13°C 100% der erforderlichen Kühlleistung
als freie Kühlung.
Die Kaltwasserzentrale versorgt folgende Aggregate
mit dem erforderlichen Kühlmedium:
- EDV-Schränke, direkt gekühlt
- EDV-Klimaschrank USV-Raum
- Ventilatorkonvektoren im Batterieraum, sowie
Vorbereitung
2.28.2 Klima-Splitgeräte
Klima-Splitgeräte als redundantes Kühlsystem sind
für folgende Räume geplant:
- Serverraum, 2 Stück EDV-Klimageräte in
Splitausführung bestehend aus Innengerät mit der Kühlleistung
28 kW und passendem Außengerät
- USV-, Batterieraum und Vorbereitung erhalten
handelsübliche Klimageräte in Split-Ausführung
2.29 Kostengruppe 442 -
Eigenstromversorgungsanlagen
2.29.1 442.1 - USV-Anlagen
Für den Weiterbetrieb wichtiger Verbrauchs- und
Versorgungseinrichtungen bei Netzausfall wird ein System Unterbrechungsfreier
Stromversorgungen aufgebaut. Aus der Leistungsdimensionierung ergibt sich die
Auswahl von 2 Anlagen mit einer Nennleistung von je 32 kW. Grundlage für die
Kapazitätsauswahl ist die zu berücksichtigende Überbrückungszeit zur autonomen
Versorgung der IT-Verbraucher von 20 min für ein geordnetes Herunterfahren der
Server.
2.36 Kostengruppe 457 -
Übertragungsnetze
2.36.1 457.1 - Schranksysteme
Für die Unterbringung von Server- und Festplatten-System
sind 6 Stück direktgekühlte Serverschränke (DKS) geplant. Die Aufstellung
erfolgt zweireihig auf entsprechende Fernmelderahmen.
Ein weiterer DKS dient der Aufnahme
aktiver Netzwerkkomponenten. Alle Schränke erhalten getrennte Klimazonen. Die
DKS erhalten front und rückseitig automatische Türöffnungen. Diese werden im
Brandfall (alle Schränke) bzw. bei Übertemperatur (je Schrank) ausgelöst.
Jeder DKS ist so dimensioniert, dass
bis zur Außentemperatur von ca. ≤ 13 °C bei vollständig freier Kühlung,
eine innere Wärmeleistung vom min. 4 kW abgeführt werden kann. Rückseitige
Lüfter in den DKS sind redundant ausgeführt und entsprechend der
Schrank-Innentemperatur drehzahlgeregelt.
Stellungnahme
der Kämmerei
Der Kreistag hat am 22.04.2009 die
Investitionsmaßnahmen des Landkreises Oder-Spree zur Umsetzung des
Zukunftsinvestitionsgesetzes (KT-Beschluss Nr. 022/5/2009) beschlossen,
darunter den Neubau einer IT-Zentrale mit einem voraussichtlichen Gesamtbedarf
von 1.200 T€. (Lt. Kostenberechnung sind 1.068 T€ für den Neubau der
IT-Zentrale erforderlich.)
Diese zusätzlichen Investitionen werden zu 85 % aus
Bundes- und Landesmitteln finanziert. 15 % muss der Landkreis als Eigenanteil
einsetzen (insgesamt 921,5 T€).
Da der Neubau einer IT-Zentrale 2009 ursprünglich
nur als Teilmaßnahme (nur mit Splitgeräten) mit 700,0 T€ vorgesehen war, sind
diese Mittel Bestandteil des Haushaltsplanes 2009 (Investitionsnummer 11126.100091 Bau IT Anlage und 11126.100092
Planung Bau IT Anlage).
Die erforderlichen
Eigenmittel können aus diesem Planansatz sowie aus nicht verbrauchten
investiven Schlüsselzuweisungen der Vorjahre gedeckt werden. Die Finanzierung
der Maßnahme ist somit gesichert.
Der in der Anlage 2 dargestellte Vergleich zeigt,
dass zwar für die favorisierte Variante C die Investitionskosten gegenüber
Variante A um 110,0 T€ höher ausfallen werden; die um 14.147 € geringeren Betriebskosten diese Mehraufwendungen jedoch
nach 8 Jahren kompensieren werden (Preisbasis 2009).
gez. Dopslaff
SGL Haushalt
- Kostenübersicht Entwurfsplanung - |
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Kostengliederung |
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Gesamtmaßnahme |
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Leistungsphase nach HOAI |
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LP 3 -
Entwurfsplanung |
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Kostenbenennung |
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Kostenberechnung |
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Stand |
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05.06.2009 |
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KG |
Bezeichnung |
netto |
brutto |
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200 |
Herrichten und Erschließen |
17.568,00 |
20.905,92 |
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300 |
Bauwerk - Baukonstruktionen |
157.570,12 |
187.508,45 |
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400 |
Bauwerk - Technische Anlagen |
530.257,23 |
631.006,10 |
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500 |
Außenanlagen |
43.782,40 |
52.101,06 |
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700 |
Baunebenkosten |
148.230,00 |
176.393,70 |
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Summe aller Kostengruppen |
897.407,75 |
1.067.915,22 |
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Zur Aufrundung |
71,24 |
84,78 |
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GESAMTSUMME |
897.478,99 |
1.068.000,00 |
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alle Angaben in EUR,
Umsatzsteuersatz: 19 % |
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Anlagen:
Anlage 1 Einordnung Flurstück
Anlage 2 Wirtschaftlichkeitsvergleich