Beschlussvorschlag:
Der Kreistag möge beschließen:
Der Landkreis Oder-Spree
schließt sich wie zahlreiche andere Kommunen und Landkreise der Bundesrepublik
Deutschland der Initiative „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ an. Wir bekennen
uns zu unserer Verantwortung, Menschen zu helfen, die durch Krieg, Verfolgung
und andere Notlagen ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland Zuflucht
suchen. Über die Umsetzung der folgenden Maßnahmen wird fortlaufend im Kreistag
berichtet. Der Landkreis Oder-Spree informiert seine europäischen Partnerstädte
über diese Resolution.
1. Sicherer Hafen
Der Landkreis Oder-Spree
erklärt sich zum Sicheren Hafen und bekräftigt seine Solidarität mit Menschen
auf der Flucht. Er setzt sich für sichere Fluchtwege, staatliche
Seenotrettungsmissionen und eine menschenwürdige Aufnahme von Schutzsuchenden
ein und beteiligt sich am Bündnis aller Sicheren Häfen in Europa zur aktiven
Gestaltung einer menschenrechtskonformen europäischen Asyl- und
Migrationspolitik.
2. Aktive Unterstützung der
Seenotrettung
Der Landkreis Oder-Spree positioniert
sich gegen die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung auf dem Mittelmeer
und unterstützt zudem die Seenotrettung aktiv. Er übernimmt im Rahmen seiner
Möglichkeiten die Patenschaft für ein ziviles Seenotrettungsschiff oder
beteiligt sich daran.
3. Aufnahme zusätzlich zur
Quote
Der Landkreis Oder-Spree stellt
die schnelle und unkomplizierte Aufnahme und Unterbringung von aus Seenot
geretteten Menschen bzw. von Menschen, die in Lagern an den EU-Außengrenzen
festsitzen, sicher. Diese Aufnahme erfolgt zusätzlich zur Verteilungsquote von
Asylsuchenden (Königsteiner Schlüssel). Für die konkrete Umsetzung dieser
zusätzlichen Aufnahmen wird sich der Landkreis Oder-Spree mit dem
Bundesinnenministerium, dem zuständigen Landesministerium und dem Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF) verständigen.
4.
Unterstützung für Aufnahmeprogramme
Der Landkreis
Oder-Spree begrüßt die bestehenden Programme auf Landes- und Bundesebene zur
Aufnahme von Schutzsuchenden. Er setzt sich gegenüber dem Land Brandenburg und
der Bundesregierung für die Einrichtung neuer bzw. die deutliche Ausweitung
bestehender Programme zur Aufnahme von Geflüchteten ein und bietet dafür selbst
zusätzliche Aufnahmeplätze an.
5.
Solidarische Kommune
Der Landkreis
Oder-Spree tritt für Bleibeperspektiven ein und setzt sich im Rahmen seiner
Möglichkeiten gegen Abschiebungen ein. Er ist nicht nur Sicherer Hafen, sondern
zugleich Solidarischer Landkreis für alle Menschen. Der Landkreis Oder-Spree
weist die Ausländerbehörde an, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um
Geflüchteten in der Kommune dauerhafte legale Aufenthalts- und
Lebensperspektiven zu schaffen.
6.
Kommunales Ankommen gewährleisten
Der
Landkreis Oder-Spree sorgt für ein langfristiges Ankommen der Schutzsuchenden,
indem er insbesondere in den Bereichen Wohnen, Gesundheit und Bildung alle
notwendigen Ressourcen für eine menschenwürdige Versorgung zur Verfügung stellt
und ihre gesellschaftliche und politische Teilhabe in den Kommunen
sicherstellt.
Sachdarstellung/Begründung:
Die internationale Bewegung
„Seebrücke“ (www.seebruecke.org) wurde im Juli 2018 gegründet und solidarisiert
sich mit allen Menschen auf der Flucht. Sie setzt sich für sichere Fluchtwege,
eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme
der Fliehenden ein.
Die Bewegung „Seebrücke“ ist
ein Netzwerk von Aktivist*innen, Städten, Gemeinden und Kommunen. Indem
Kommunen Sichere Häfen für Geflüchtete werden, erklären sie sich bereit,
freiwillig aus Seenot gerettete Menschen aufzunehmen.
Der Landkreis Oder-Spree kann
damit einen Ort zum Ankommen und zur Integration schaffen. In diesem Zuge kann
er Hilfs-, Integrations- und Begegnungsnetzwerke mit seinen konkreten Projekten
vor Ort gezielt unterstützen, um ein Zeichen für Solidarität und Menschlichkeit
zu setzen. Mit dem Beitritt zum kommunalen Bündnis „Städte sicherer Häfen“
bekräftigen der Landkreis und seine Bevölkerung die bisher gelebte Praxis einer
Willkommenskultur. Der Kreistag appelliert somit an die Landes- und
Bundesregierung, sich weiterhin und verstärkt für die Bekämpfung der
Fluchtursachen einzusetzen, insbesondere für eine gerechtere und effektivere
Entwicklungs- und Klimaschutzpolitik, und dafür, dass die Menschen auf dem
Mittelmeer gerettet und menschenwürdig in Europa verteilt und untergebracht
werden.
Abschottung und
Menschenrechtsverletzungen an den europäischen Grenzen sind keine legitimen
politischen Mittel. Die Blockierung der zivilen Seenotrettung durch europäische
Staaten und die Kriminalisierung der Seenotretter*innen müssen umgehend beendet
werden.
Im Sinne der Transparenz
veröffentlicht der Landkreis Oder-Spree fortlaufend alle unternommenen
Handlungen im Zuge der Initiative „Seebrücke“, mindestens im Rahmen eines
Berichts der Verwaltung im Kreistag.
Anlagen:
Antrag der Fraktion BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN